Abhängig vom russischen Gas

– Verdammt! Hätten wir mal in den letzten 20 Jahren besser diversifiziert. Jetzt sind wir abhängig von Öl und Gas wie ein Junkie.

– Und das ist das Allerletzte, was wir jetzt in der Ukraine-Krise brauchen können.

– Dieses verfluchte Gas bindet uns praktisch die Hände. Stell Dir vor, was wir in der Ukraine alles anstellen könnten, wenn wir nicht so rohstoffabhängig wären.

– Ich könte mir in den Arsch beißen vor Wut darüber, daß wir keine alternativen Pipelines gebaut haben. Wenn wir das Risiko gestreut hätten, könnten wir uns unsere Vertragspartner jetzt aussuchen. Und sie vielleicht sogar ein bißchen gegeneinander ausspielen. Aber so!

– 39 Prozent! 39 Prozent des deutschen Erdgasbedarfs wird aus Russland gedeckt.

– Die haben uns in der Hand!

– Und wir haben uns nie etwas dabei gedacht, nur weil sie immer „vertragstreu“ waren. Selbst zu Zeiten des Kalten Kriegs lief das Gas Tag und Nacht durch die Pipelines.

– Schalt mal den Fernseher an! Zeit für die Tagesschau.

… hieß es aus Brüssel, daß man den Konflikt in der Ukraine nicht anheizen wolle … keine Mehrheit für härtere Sanktionen gegen Russland … deutsche Industrie will weiterhin in Russland investiert bleiben …

– Wir haben mehr Glück als Verstand.

– Trotzdem ist mir nicht wohl dabei: 80% unserer Exporte entfallen auf Rohstoffe, das meiste davon in die EU. Wenn die das mal ausnützen, sind wir schneller pleite als Gorbatschow es war.

– Aber wir haben wenigstens unsere Häuser in London!

Beide lachen.

– Wenn die in Brüssel sich nur einmal einigen wären…

Jetzt können sich die beiden Mitglieder des Gazprom-Vorstandes vor Lachen kaum noch halten.

Russian_Export_Treemap_(2011)

Ich verstehe dieses Gerede von der wirtschaftlichen Abhängigkeit der EU von Russland nicht ganz. Ein Vertragspartner hat einen Haufen Geld, der andere hat schwarzen Schleim, der aus dem Boden kommt. Man würde doch denken, daß der mit dem Geld wesentlich mehr Möglichkeiten hat, es zu verwenden, und damit am längeren Hebel sitzt.

Über Andreas Moser

I am a lawyer in Germany, with a focus on international family law, migration and citizenship law, as well as constitutional law. My other interests include long walks, train rides, hitchhiking, history, and writing stories.
Dieser Beitrag wurde unter Politik, Russland, Ukraine, Wirtschaft abgelegt und mit verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Hier ist Platz für Kommentare, Fragen, Kritik: